Osteuropa-AG der FAU-IAA
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10437 Berlin
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zum Absatz 1. Arbeiterkampf und Selbstverwaltung in Jasnogorsk
zum Absatz 2. Allrussisches revolutionaeres Arbeiterkomitee in Gründung
zum Absatz 3. Kontakt, Anmerkung

 

 

 

 

 

 

 

1. Arbeiterkampf und Selbstverwaltung in Jasnogorsk

Die ArbeiterInnen des Maschinenbauwerks in der Kleinstadt Jasnogorsk in der Region Tula (130 km suedlich von Moskau) haben etwa ein Jahr lang keinen Rubel Lohn erhalten. Im Herbst 1998 gingen sie in den Streik und besetzten das Werk. Damit wollten die ArbeiterInnen gegen die drohende Privatisierung durch die Betriebsleitung protestieren und verhindern, dass sie die Anlagen und Erzeugnisse des Werks verkaufen. Zu diesem Zweck haben sie das Werk unter ihre Kontrolle gebracht. Dieser Fall ist besonders wichtig, weil er das einzige Beispiel eines selbstorganisierten und basisdemokratischen Arbeitskampfes in Russland darstellt. Alle Entscheidungen ueber die Situation, Massnahmen im Betrieb oder den Verkauf der Erzeugnisse des Werks werden in Vollversammlungen getroffen, die jeden zweiten Tag durchgefuehrt werden. Der "Rat der Arbeitskollektive" ist aus einfachen ArbeiterInnen zusammengesetzt, die keine Vollmaechte oder Privilegien haben. Er spielt die Rolle eines oeffentlichen Streikkomitees und ist frei von jeglichem politischen oder parteiischen Einfluss.
In Jasnogorsk arbeiten 4.200 Menschen aus einer Bevoelkerung von 20.000 im Maschinenbauwerk. Somit ist das Werk auch das Leben der Kleinstadt. Im Dezember 1998 gingen 10.000 JasnogorskerInnen auf die Strasse und blockierten die Eisenbahnlinie nach Moskau, um Druck fuer die Freilassung ihrer inhaftierten AnfuehrerInnen zu machen und gegen die drohende Privatisierung ihres Werks zu protestieren.
Bezeichnenderweise sind sowohl die "JelzinistInnenen" als auch die "KommunistInnen" gegen die ArbeiterInnen eingestellt. Die Tulaer Region wird von der "oppositionellen" Kommunistischen Partei regiert, aber die regionale Regierung ist ein schlimmer Feind der jasnogorsker ArbeiterInnen und fuehrt die gleiche Wirtschaftspolitik wie die neoliberale HerrscherInnen im russischen Staatsapparat.

Im Februar 1999 wurde das Maschinenbauwerk unter staatliche Zwangsverwaltung gestellt, nachdem sie fuer zahlungsunfaehig erklaert worden war. Die neue Verwaltung wird versuchen, die Kontrolle der ArbeiterInnen ueber das Werk zu brechen und die ArbeiterInnen zu zwingen, die Arbeit unter neuen Bedingungen und ohne Lohn wieder aufzunehmen. Die neue Verwaltung leitete repressive Massnahmen ein: jegliche Versammlungen und Streikmassnahmen wurden verboten. Die ArbeiterInnen wollen das Verbot aber nicht beachten und streiken weiter. Es ist moeglich, dass in den naechsten Wochen die Polizei ins Werk bestellt wird.
Die kaempfenden ArbeiterInnen in Jasnogorsk brauchen internationale Solidaritaet. Das Beispiel dieses selbstorganisierten Kampfes ist fuer die ArbeiterInnen in Russland sehr wichtig und verdient die Unterstuetzung der internationalen anarchosyndikalistishcen Bewegung.

Wir bittten alle GenossInnen im Ausland eindringlich, Solidaritaetstelegramme an die ArbeiterInnen des jasnogorsker Maschinenbauwerkes zu schicken um gegen die geplante Unterdrueckung zu protestieren.
Die Adresse fuer Telegramme lautet :
Yasnogorski Mashinostoitelny Zavod, Profkom
Tul'skaya oblast, gorod Yasnogorsk
301030 Russian Federation

V. Damier, KRAS-IAA, Moskau

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2. Allrussisches revolutionaeres Arbeiterkomitee in Gruendung

"VertreterInnen der Arbeiter-Organisationen einiger Fabriken der Staedte Rostow am Don (Suedrussland) und Jaroslawl (250 km nordoestlich von Moskau) haben beschlossen, ein Allrussisches revolutionaeres Arbeiterkomitee zu gruenden. Ihr Ziel ist die Durchsetzung folgender grundlegender Forderungen der dort arbeitenden Menschen und aller ArbeiterInnen Russlands:
1. Der Ruecktritt Praesident Jelzins.
2. Die Einfuehrung der Arbeiterkontrolle in den Betrieben und den wichtigsten Wirtschaftszweigen, um Massenentlassungen und die Aufloesung der Betriebe zu verhindern.
3. Die Versorgung aller ArbeiterInnen des Landes mit den notwendigsten Lebensmitteln, mit Bekleidung und Wohnraum.
4. Die Schaffung eines allen zugaenglichen Systems der mittelschulischen und hoeheren Bildung sowie eines vollwertigen Gesundheitswesens.
Die Realisierung dieser Forderungen der Arbeitenden ist nur durch die Einrichtung der realen Arbeitermacht moeglich. Dafuer ist es notwendig, Organe der Selbstverwaltung wie Arbeiterkomitees, Streikkomitees und Sowjets zu schaffen, und zwar in den Betrieben, Staedten und Doerfern. Ferner ist es unabdingbar, lokale, regionale und allrussische Organe der Volksmacht aus VertreterInnen der in den Betrieben bereits entstandenen Selbstverwaltungsorgane zu bilden.
EinE jedeR VertreterIn der Arbeiterkollektive kann kurzfristig aus einem Organ der Volksmacht - auf beliebiger Ebene - abberufen werden, sobald dies von dem Arbeiterkollektiv, das ihn oder sie delegiert hat, gefordert wird.

Alle Arbeitenden, die gegen das bestehende Regime protestieren, rufen wir dazu auf, oertliche Organe der Selbstverwaltung (Arbeiterkomitees, Streikkomitees, Sowjets) zu schaffen und ihre Protestversammlungen und -aktionen landesweit mit Hilfe des Allrussischen revolutionaeren
Arbeiterkomitee zu koordinieren."

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Kontakt: RUSSLAND, 3344091 Rostow-na-Donu, a/ja 1173

(keinen Namen angeben).
Aus: Prjamoje Djejstwije, Nr. 14 (1998-1999).

Anmerkung des Uebersetzers: Die Moskauer Ortsgruppe der Konfoederation der revolutionaeren AnarchosyndikalistInnen (KRAS-IAA), die sich kuerzlich zu "Union der Arbeitenden aller Berufe" (MPST-IAA) umbenannt hat, unterstuetzt aktiv das Allrussische Revolutionaere Arbeiterkomitee.

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